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Pigmente



Unter dieser Bezeichnung versteht man farbgebende Stoffe die sich von den löslichen Farbstoffen dadurch unterschiedlichen, dass sie in Bindemitteln und Lösungsmitteln praktisch unlöslich sind. Dazu gehören alle natürlichen und natürlichen und synthetischen anorganischen sowie organischen Pigmenten, wobei allerdings eine gewisse Feinheit der Teilchengröße mit berücksichtigt wird. Natürliche anorganische Pigmente sind z.B. Ocker, Umbra, Terra di Siena usw. Synthetische anorganische Pigmente sind Cadmiumpigmente, Eisenoxide, Chromoxidgrün, Berlinerblau, Ultramarin, Phthalocyanine usw.


Pigmente sind feste, feine Teilchen, die für die Farbgebung in Lacken und Lasuren eingesetzt werden. Im Aussenbereich dienen sie ausserdem als UV-Schutz.

Erdpigmente wie Grünerde, gelber Ocker oder Umbra können aus farbigen Erden gewonnen werden. Mineralpigmente wie Auripigment, Azurit, Eisenoxide, Malachit, Lapislazuli oder Zinnober gewinnt man durch Mahlen von Mineralien. Synthetische Pigmente wie Chromoxidgrün, Cobaltpigmente, Smalte, Ultramarinblau oder Titandioxid sind nur künstlich herstellbar. Perlglanzpigmente erhalten ihren metallisch schillernden Farbeindruck aufgrund des Phänomens der Interferenz auf hauchdünnen Schichten.
Zur Herstellung einer Malfarbe werden die Pigmente mit einem Bindemittel wie Casein oder Leinöl versetzt. Im Gegensatz zu den meist wasserlöslichen Farbstoffen sind Pigmente immer wasserunlöslich und liegen in Form von sehr kleinen Kristallen vor. Je kleiner diese sind, um so höher ist die Farbstärke des Pigments. Die Farbstärke ist das Maß für die Fähigkeit eines Pigments, die Farbe eines anderen Stoffes zu verändern. Die optimale Kristallgröße liegt zwischen einem Fünfhundertstel und einem Zweitausendstel Millimeter

Lumogen-Pigmente : Pigmente für Tagesleuchtfarben

Die Geschichte der Pigmente

Natürliche anorganische Pigmente sind schon seit prähistorischen Zeiten geläufig. Eiszeitmenschen erkannten, dass sie mit unterschiedlichen Erdsorten farbig malen konnten: Eisenoxidhaltige Erden lieferten gelbrote bis braunrote, Kalk und Gips weiße, Manganoxide sowie Holz- und Knochenkohle schwarze Farbtöne. Man geht davon aus, dass die Erdfarben, die sich durch Verwitterungs- und Ablagerungsvorgänge gebildet haben, von den damals lebenden Menschen in Höhlennähe und auf Jagdgängen entdeckt wurden. Die klumpigen Farbmineralien wurden mit fein ausgeschlemmtem Ton vermischt und aufgemalt. Einen Schutz gegen feuchte Witterung bot das Einreiben mit Tierfett oder Tran. Dieser Vorgang lässt sich gelegentlich heute im nordeuropäischen Ländergürtel beobachten.
Eine der bekanntesten Höhlenmalereien, Altamira, entdeckte 1879 Marcelino de Sautuola in der spanischen Provinz Santander. Ähnliche Kunstwerke fand man auch in Südfrankreich, z. B. in der Höhle von Lascaux bei Montignac in der Dordogne. In über 100 weiteren unterirdischen Hohlräumen entdeckte man Muschelschalen und Knochennäpfe mit Resten der damals verwendeten Malmaterialien, die Aufschlüsse über die Lebensweise der Cro-Magnon-Menschen um den Zeitraum 35000 - 8000 v. Chr. geben konnten.

Die verwendeten Farben wurden jedoch nicht nur als Malgegenstände eingesetzt. Vielmehr fanden die in den bestimmten Erden enthaltenen Mineralien wie Aluminium, Eisen und Silicium Verwendung in der Tierfellverarbeitung als Gerbemittel und zur Konservierung der Haut in der Lederherstellung. Es ist durchaus denkbar, dass der Einsatz von Symbolen aus Farbe schon viel früher als die eigentliche Sprache vollzogen wurde. Der roten Farbe beispielsweise schrieb man lebenserhaltende Kraft zu, was zur Beigabe von rotem Ocker bei steinzeitlichen Bestattungen führte. So erklären sich Funde von ganz in Ockerpuder eingebetteten Skeletten.

Farbigkeit als ein Ausdruck von Emotionen, Zugehörigkeit und Religion finden wir heute noch bei den Naturvölkern Afrikas, Neuguineas und Amazoniens. Doch auch in Industriegesellschaften besitzt Farbe als Symbol eine große Tragweite. Beispielsweise gilt die Farbe Schwarz in der westeuropäischen Kultur als Zeichen von Trauer.

Gegen 8000 v. Chr. erlosch westlich des Mittelmeeres die darstellende Kunst der altsteinzeitlichen Jägerkultur. Dagegen fand man im Osten Zeugnisse einer neuen Lebensweise. Es entstanden die ersten Siedlungen von Bauern, die ersten Städte bildeten sich, und die Menschen nutzten nicht nur Höhlen, sondern auch Mauern, Holz und Keramik als Maluntergrund. Aufgrund des durch grösste Sorgfalt praktizierten Totenkultes und durch ein weiteres farbliches Ausschmücken der Repräsentationsbauten des Staates erschienen bei den Ägyptern durch Ausprobieren und Zufallsbeobachtungen erstmals grüne und blaue Pigmente. Sie entdeckten, dass sich beim Erwärmen eines Gemisches aus Quarzsand mit Kalk und einer Kupferverbindung eine blaue Masse bildet, die sich in Pulverform hervorragend als Pigment verarbeiten Iässt.
Auf dem selben Wege, nur unter reduzierenden Bedingungen, entstand als misslungener Versuch Ägyptisch Grün. Ägyptisch Blau wurde nun in der Folgezeit zur Bemalung von Fassaden, Wandmalereien, Keramik, Mumien-Masken und als Schreibmaterial für Papyrus verwendet. Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. wurde die Verwendung des neuen Pigments über Zypern und Kreta auf den griechischen Inseln verbreitet. Während der gesamten Antike war Ägyptisch Blau das fast ausschließlich blaue Pigment.

In der Zeit um 3000 v. Chr. wurde die häufige Verwendung von Farben in immer größerer Anzahl angegeben, sowohl in Ägypten als auch in Babylonien. Die Mal-, Emaillier-, Glas- und Färbetechniken erreichten ihre ersten Höhepunkte. Die Sumerer (ca. 3000 - 2500 v. Chr.) gründeten in Babylonien eine Kultur mit großem Farbenreichtum. Der blaue Halbedelstein Lapislazuli fand neben anderen Mineralien und Edelsteinen ebenfalls Verwendung. Lapis wurde überwiegend als Schmuckstein verarbeitet.

Aus ihm stellte man kostbare Statuetten und Siegel her. Weniger Verwendung fand er als mineralisches Pigment, was die Bedeutung des Ägyptisch Blaus besonders hervorhebt. Daneben wurden Gold, Silber und Kupfer verarbeitet. Weitere Farbtöne entstanden, da man gelernt hatte, die ursprünglichen, reinen Farben zu neuen Nuancen zu mischen.

In der römischen Epoche kamen wiederum neue Pigmente hinzu, sowie Farbstoffe pflanzlicher und tierischer Herkunft. Die vorhandene Farbpalette führte zu einem regelrechten Farb-Geschäft, von denen einige prunkvolle Wandmalereien, vor allem aus Pompeji, zeugen. Das Verlangen der Menschen nach schönen Farben war schon im Altertum die Basis eines wichtigen Handels- und Wirtschaftszweiges. So exportierte Indien Harze und Balsame, mineralisches Gestein und Pflanzenfarbstoffe wie Indigo von der Antike her bis in das gesamte Mittelalter. Besonders durch Händler und Kreuzfahrer gelangten so im 8. Jahrhundert die Kenntnisse vom Orient ins Abendland und durch die Araber nach Spanien.

Im 12. Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich Venedig als neuer Umschlagplatz für Farben. Im Vordergrund stand zwar nunmehr die Textilfärberei mit pflanzlichen oder tierischen Farbstoffen, dennoch war die Nachfrage nach anorganischen Pigmenten noch vorhanden. Bis zum 17. Jahrhundert waren keine grundlegenden Veränderungen zu verzeichnen.
Erst der Reichtum einiger Handelshäuser und die Begegnungen mit anderen Kulturen förderten die Künste, so dass es viele große Maler des Mittelalters nach Italien zog. Die Lieferanten der kostbaren Mineralfarben Lapislazuli, Zinnober, Terra di Siena, Mennige etc. gaben den Künstlern oft selbst Aufträge, Gemälde zu erstellen oder ihre Paläste malerisch zu gestalten. Im Laufe der Jahre, besonders im 17., 18. und 19. Jahrhundert wuchs die Nachfrage nach Farbstoffen ständig. Die Fürsten stellten für ihre Höfe und Heere, das wohlhabende Bürgertum für Roben und Ausstattungen der Wohnungen immer höhere Ansprüche. Viele zeitgenössische Gemälde hielten diesen Prunk bildlich fest.

Die eigentliche Pigmentindustrie begann erst im 18. Jahrhundert durch die Entdeckung der Pigmente Berliner Blau (1704), Scheeles Grün (1778) und Zinkoxid (1785-1800), welches schon im Mittelalter als Abfallprodukt der Messingherstellung bekannt war und von diesem Zeitpunkt an als Weißpigment Verwendung fand. Mit der Entwicklung der Chemie traten auch Farben auf der Basis von Chrom und Cadmium in den Vordergrund. Im Jahre 1824 setzte ein französischer Ausschuss einen Preis von 6000 Francs für denjenigen aus, der ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Ultramarinblau angeben könne. Ursprünglich verstand man unter Ultramarin den Halbedelstein Lapislazuli, der zwar ein beständiges Blau lieferte, aber mit Gold aufgewogen wurde. Die Farbe, die jenseits des Meeres aus dem vorderen Orient, Indien und Hindukusch kam, konnte tatsächlich um 1828 erstmals künstlich hergestellt werden. 1834 gründete Carl Leverkus die erste Ultramarin-Fabrik (Gründer der jetzigen Bayer-Leverkusen-Fabrikation).

Im 20. Jahrhundert wurde mit dem Aufkommen verfeinerter wissenschaftlicher Methoden und mit der Verbesserung technischer Verfahren Titandioxid hergestellt (1916). Titandioxid ist seither das beste und meistverwendete Weißpigment. Die Verdrängung ursprünglicher und heute fast in Vergessenheit geratener Pigmente erfolgte durch weitere Entdeckungen anderer synthetischer anorganischer Farbmittel. Das hatte zur Folge, dass die ursprünglichen Pigmente weitgehend verdrängt wurden und heute fast vergessen sind.



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