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Krapp, Färberröte



Eigenschaften

Die Krapp-Pflanze (Färberröte, Rubia tinctorum) enthält in ihren roten Wurzeln 1-2% des Farbstoffes Alizarinrot, das in reiner Form orange-rote Kristalle bildet. Diese sind in Wasser schlecht und in Alkohol relativ gut löslich. Alizarinrot gehört zur Familie der Anthrachinonfarbstoffe, welche an drei miteinander verbundenen Benzolringen zu erkennen sind (siehe Strukturformel).

Geschichtliches

Krapp ist neben Indigo einer der ältesten Pflanzenfarbstoffe. Im Grab des ägyptischen Herrschers Tutenchamun um 1337 vor Chr. ließen sich Spuren des roten Farbstoffes Alizarin auf einem Gürtel nachweisen. Schriftliche Aufzeichnungen über die Verwendung von Krapp finden sich bei den Griechen und den Römern. Plinius der Ältere, ein römischer Schriftsteller und Offizier, berichtet um 23 nach Chr. von einer Pflanze namens Rubia, die „zum Färben der Wolle und des Leders unentbehrlich“ sei und viel Gewinn bringe. Die Römer verwendeten den roten Farbstoff als Imitat für das wesentlich teurere, aus Purpurschnecken gewonnene Purpur.

In Mitteleuropa finden sich im 5. Jahrhundert nach Chr. erste Hinweise auf die Verwendung von Krapp. Im 15. Jahrhundert lag das Zentrum des Krappanbaus in den Niederlanden. In ganz Europa entwickelte sich ein Handel mit den rot gefärbten Textilien und Ledern. Besonders berühmt war das Corduanleder aus Cordoba. Selbst die Wikinger färbten ihre Stoffe mit dem Farbstoff.

Größte Berühmtheit erlangte jedoch ein Färbeverfahren der Türken: Durch einen komplizierten Färbevorgang erreichten sie ein feuriges Rot von außergewöhnlicher Farbechtheit, das sogenannte „Türkischrot“. Türkische Einwanderer lüfteten das Geheimnis des Verfahrens im 17. Jahrhundert in Frankreich und verhalfen dem elsässischen und provencialischen Krappanbau zu einer neuen Blüte. Noch im vorigen Jahrhundert wurden weltweit bis zu 70000 Tonnen Krapp pro Jahr (1868) für Färbungen verbraucht. In Deutschland wurde er in Baden, in Württemberg, in der Pfalz, in Mecklenburg, in Schlesien und in Österreich angebaut.

Ab 1871 kam der Krappanbau in Bedrängnis. Den deutschen Chemikern C. Graebe und C. Liebermann war im Jahr 1869 erstmals die künstliche Herstellung von Alizarin gelungen. Das synthetische Alizarin kam 1871 zu einem wesentlich günstigeren Preis als das natürliche in den Handel. Dadurch war der Anbau der Krapppflanze für die Krappbauern nicht mehr rentabel. Heute gibt es nur noch kleine Anbaugebiete in Südfrankreich und in der Türkei. Pflanzenfärber wie Ernst Bollhalder in Dornach färben noch Wolle und Seide mit Krapp, sonst spielt das natürliche Alizarin kaum mehr eine Rolle.


Gewinnung des Farbstoffes

Die Färberröte ist eine mehrjährige, 50-80cm hohe Staude aus der Familie der Rötegewächse. Sie ist eine Schlingpflanze und benötigt andere Pflanzen zum Halt. Ihr Farbstoff befindet sich bei den lebenden Pflanzen nicht in den kleinen, gelben, unscheinbaren Blüten, sondern im Zellsaft und in den Wurzeln. Diese sind 20-30cm lang und außen hellrot gefärbt. Sie werden ab dem dritten Jahr im Frühling und im Herbst gesammelt, getrocknet und schließlich geschnitzelt oder gemahlen. Die rote Farbe entwickelt sich erst durch das Trocknen der Wurzelstöcke.


Färbung mit Krapp

Krapp ist wie Blauholz und Reseda ein Beizenfarbstoff für Wolle, Baumwolle und Seide. Zum Färben weicht man die Wurzel einen Tag vorher im Wasser ein. Beim Färbevorgang kommt das Textilmaterial zusammen mit der Krappwurzel und dem Einweichwasser in das Färbebad. Das Bad wird etwa eine Stunde bei einer Temperatur von 70-80°C konstant gehalten. Geht man mit der Temperatur darüber, wird die Farbe nicht rot, sondern etwas bräunlicher. Damit die Färbung gleichmäßig gelingt, sollte das Bad ständig umgerührt werden. Bei der Verwendung von Alaun beim Beizen entstehen leuchtend rote Farbtöne auf der Stofffaser, Eisensalze führen zu bräunlichen Nuancen.
Zur Erzeugung von Türkischrot sind eine Reihe von langwierigen Arbeitstechniken notwendig. Früher nahm eine solche Färbung 26 Arbeitstage in Anspruch. Das Geheimnis dieser Färbung bestand darin, die Baumwolle vor dem eigentlichen Beizen mit einem ranzigen Pflanzenöl wie Olivenöl oder Ricinusöl und Pottasche zu behandeln.



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