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Erdfarben
Die aus natürlichen Erden gewonnenen Pigmente enthalten je nach Farbe vorrangig Eisenoxide. Sie sind außergewöhnlich lichtecht und wetterfest, werden teilweise aber von Säuren angegriffen. In den Häusern der bronzezeitlichen Ausgrabungsstätte Akrotiri auf der griechischen Insel Thera fand man 3500 Jahre alte Fresken, deren gelbe und rote Farben noch leuchten, als ob sie gerade gemalt worden wären. Die typischen roten und gelben Anstriche sind in vielen Städten und Dörfern Italiens und Südfrankreichs zu finden.
In der Provence kann man bei dem kleinen Dorf Roussillon die eindrucksvollen Ockersteinbrüche und Reste der ehemaligen Ockerfabrik besichtigen. Auf dem Bild links stehen auf der Mauer Flaschen mit Ockerpigmenten, die in der Gegend noch heute gewonnen werden. Der industrielle Abbau von Ocker ist in Roussillon jedoch schon lange eingestellt. Heute steht das bei Touristen beliebte Dorf mit seinen gelben und roten Steinbrüchen unter Natur- und Denkmalschutz.
Rote und gelbe Erdfarben wurden bereits von den Höhlenmalern vor ca. 35000 Jahren benutzt. Sie schrieben der Farbe Rot lebenserhaltende Kräfte zu. So erklären sich wohl auch die Beigaben von rotem Ocker bei steinzeitlichen Bestattungen. In manchen Gräbern finden sich bis zu 10kg des roten Pigments, in das die Skelette eingebettet sind. Als die alte Jagdkultur der Steinzeit in die der Bauern und Viehzüchter überging, erlosch die Tradition der Höhlenmalereien. Die Höhlen und Zelte wurden von festen Behausungen abgelöst, deren Wände man verputzte und mit rotem Ocker anstrich. Die Frauen Afrikas bemalen die Wände ihrer Häuser noch heute mit rotem und gelbem Ocker.Der Einsatz von rotem Ocker und seine Verwendung zur Herstellung von Schminke lässt sich in der Stadt Catal Hüyük, einer der ältesten Städte der Geschichte, nachweisen. Auch die Frauen im alten Ägypten schminkten ihre Lippen mit rotem Ocker.
Seit der Renaissance ist der Zeichenstift aus Rötel ein beliebtes Arbeitsgerät der Maler. Der Rötel wurde früher auf der griechischen Insel Lemnos gewonnen. Rötel diente auch als Heilmittel gegen Geschwüre und sogar als Gegengift bei Schlangenbissen. Noch heute werden aus roter Tonerde Kreidestifte herausgesägt, die zum Skizzieren hervorragend geeignet sind (vgl. Höhlenbilder im Farbenprojekt).
Neben mineralischen Pigmenten wie Lapislazuli oder Malachit wurde der rote Ocker zusammen mit den anderen Erdfarben ausgiebig in der Freskomalerei, in der Ölmalerei und auch in der Aquarellmalerei als Pigment verwendet. Lagerstätten finden sich heute immer noch im Mittelmeerraum. Das Pigment dient zur Herstellung von zahlreichen Malfarben und Rostschutzlacken.
Gelber Ocker
Die gelben Erden gehören wie die roten Erdfarben zu den ältesten Farbmitteln. Sie besitzen einen hohen Anteil an Eisen(III)-oxid-Hydrat, welches im Labor durch die Reaktion zwischen Eisen(III)-salzlösungen und Alkalilauge künstlich hergestellt werden kann. Das Sammeln von Ocker und anderen farbigen Erden besitzt bei vielen Malern schon lange Tradition. Der Maler Arnold Böcklin (1827-1901) soll sich seine Ocker an den Flussufern der Campagna selbst gesucht haben. Damals wurde feines Ockerpulver in verschiedenen Tönungen am Flussufer angeschwemmt.
Terra di Siena ist wie der spanische Goldocker ein tiefgelber Ocker, der in der Toscana, im Harz, in Bayern und in Nordamerika gefunden wird. Die berühmten Lager in Siena sind aber erschöpft. Die italienische Siena enthält einen Eisenoxidanteil von 60-70% und ca. 10-20% Wasser.
Durch längeres Erhitzen von Terra di Siena erhält man roten Ocker, der auch unter der Bezeichnung "gebrannte Siena" im Handel erhältlich ist. Dabei gibt das Eisenoxidhydrat des gelben Ockers sein Kristallwasser ab und wandelt sich zu rotem Eisenoxid um.
Grüne Erden
Grünerde ist ein Verwitterungsprodukt von Silicaten, die Mineralien wie Augit und Hornblende enthalten. Die grüne Farbe wird durch zweiwertige Eisensalze verursacht.
Erste Verwendungen des grünen Pigments finden sich bei den Wandmalereien der Römer. Die berühmte Veroneser grüne Erde vom Monte Baldo war ein wichtiges Grünpigment für die Fresko-, Tempera-, Öl-, und Aquarellmalerei. Andere Fundstellen liegen in Tirol, Böhmen und Bayern, aber auch in Indien und Japan.
Umbra, Erdbraun, brauner Ocker
Die verschiedenen Arten von Umbra enthalten eisen- und manganhaltige Tone, welche die braune Farbe verursachen. Die Braunfärbung nimmt mit wachsendem Mangangehalt zu. Braune Erden finden sich in Italien, Zypern, Holland, am Harz, am Rhein und in Kleinasien. Ihre Verwendung lässt sich bis zu den Höhlenmalereien zurückverfolgen. Im Mittelalter wurde die braune Farbe durch das Vermischen von gelbem Ocker mit schwarzem Ruß oder mit roter Erde hergestellt. Erst seit dem 16. Jahrhundert ist Umbra wieder in der Malerei anzutreffen.
Z12-> Pigmente I Grundstoffe/Allgemeines
Die Pigment-Tabellen auf den beiden nächsten Seiten sollen die wichtigsten Kennzahlen einiger gebräuchlicher Weiß- und Buntpigmente auf anorganischer Grundlage zeigen. Die organischen Pigmente tabellarisch darzustellen, ist wegen der Kompliziertsicherheit ihrer chemischen Zusammenstezung und der Unzahl der unter verschiedensten Handelsbezeichnungen laufen Namen, die keinen Aufschluß über die stoffliche Zusammensetzung geben, nicht möglich.
Das Stampfvolumen gibt an, welchen Raum 1 kg eines Pulvers einschließlich der verbliebenen Luftzwischenräume einnimmt, wenn es in einem Meßzylinder solange aufgestoßen worden ist, dass keine Volumenabnahme mehr zu beobachten ist.Zur bestimmung bedient man sich des Beckerschen Stampfvolumens nach DIN 53194, an dessen Meßskala das Stampfvolumen abzulesen ist. Das Gewicht von 1 Liter (Kubikzentimeter) gestampfenen Pulvers mit restlichen Luftzwischenräumen nennt man entsprechend das Stampfgewicht.Je öfter gestampft wurde, um so höher das Stampfgewicht.
Aus den Zahlen für das Stampfvolumen können Rückschlüsse gezogen werden auf die Verpackung der in Pulverform gelieferten Pigmente. Zum Beispiel: 1Kg Chromoxydhydratgrün füllt den Raum von 3,7. 1Liter des PIgments wiegt 0,27 kg.
Es ist demnach hochvoluminös und benötigt z.B. für 50 kg eine wesetlich größere Verpackung als etwa Chromoxygrün. Dieses ist weniger voluminös: 1 kg Chromoxydgrün füllt den Raum von nur rund 0,8 Liter. 1Liter des Pigments wiegt 1,20 kg.
Deswegen benötigt man für 50 kg CHromoxydgrün eine wesentlich kleinere Verpackung als für das hochvoluminöse Chromoxydhydratgrün.