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Blauholz, Campecheholz
Eigenschaften
Das rote Kernholz des in Mittelamerika beheimateten, immergrünen und häufig bedornten Baumes (Haematoxylum campechianum) ist das Rohmaterial für den Farbstoff Hämatoxylin (>Strukturformel). In reiner Form bildet er gelbe oder farblose Kristalle, die in heißem Wasser und in Alkohol gut löslich sind. Kocht man geraspeltes Blauholz mit Laugen, färbt sich die Lösung purpurrot, erst unter Lufteinwirkung (auf den Textilien) bildet sich die blau-violette Farbe. Dabei wandelt sich das Hämatoxylin zu dem eigentlichen färbenden Farbstoff Hämatein um.
Geschichtliches
Mit der Eroberung Mexikos durch Cortez im Jahr 1522 kam auch das Blauholz wie die amerikanische Cochenillelaus nach Europa. Das Holz wuchs ursprünglich auf der Halbinsel Yucatán und wurde von dem mexikanischen Hafen Campeche nach Spanien verschifft. Es galt früher als sehr kostbar. Seeräuber griffen die Transportschiffe an, so dass die spanische Marine den Schiffen einen militärischen Geleitschutz mitgab. Im 17. und 18. Jahrhundert war der Farbstoff in Europa sehr beliebt, England importierte bis zu 13.000 Tonnen Blauholz pro Jahr.
Im 19. Jahrhundert wurden große Blauholzplantagen auf den karibischen Nachbarinseln Jamaika und Haiti angelegt. Durch das zunehmende Angebot fielen die Preise Mitte des 19. Jahrhunderts stark. Außerdem verdrängten die künstlich hergestellten Anilinfarbstoffe den Naturfarbstoff allmählich vom Weltmarkt.
Heute ist der Baum in weiten Teilen der Tropen verbreitet und wird vor allem zur Gewinnung von Hämatoxylin in Jamaika angebaut. Der weltweite Umsatz an Blauholz betrug 1950 noch 30000 Tonnen.
Gewinnung des Farbstoffes
Der Farbstoff wird heute meist als geraspeltes Holz gehandelt. Etwas teuerer ist der Blauholzextrakt, ein rotes Pulver, welches durch das Auskochen des Holzes mit Wasser gewonnen werden kann. Besonders farbintensiv färbt Holz, welches nach dem Raspeln 6-8 Wochen lang befeuchtet und an der Luft gelagert wird. Dabei oxidiert das Hämatoxylin schon vor der eigentlichen Färbung zu Hämatein, welches in reiner Form braunrote, metallisch glänzende Kristalle bildet.
Verwendung
Früher war Blauholz ein vielverbreiteter Farbstoff für die Baumwoll- und Leinenfärberei. Es eignet sich auch zum Färben aller natürlicher und synthetischer Materialien wie Wolle, Seide oder Leder.
Zum Färben von Textilien kocht man die Holzspäne mit Wasser auf und filtriert den Farbstoffextrakt durch ein Leinentuch. Danach können die vorgebeizten Textilstoffe im heißen Wasser gefärbt werden. Das Beizen mit Alaun erzeugt eine violette Farbe auf der Textilfaser, das Vorbeizen mit Weinstein oder Eisensalzen führt eher zu blaugrauen Farben.
Der Farbstoff ist nicht ganz lichtecht, mit Blauholz gefärbte Materialien bleichen unter Lichteinwirkung allmählich aus. Aus diesem Grunde war Blauholz bei manchen Färbern nicht beliebt.
Als Lebensmittelfarbstoff oder zur Färbung von Ostereiern ist der Farbstoff nicht zugelassen. In der Mikroskopie verwendet man Hämatoxylin zur Anfärbung von Zellkernen.