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Purpur
Eigenschaften
Die im Mittelmeer lebenden Purpurschnecken enthalten in ihrer Hypobronchialdrüse eine gelbliche Flüssigkeit, die eine Vorstufe des Farbstoffes 6,6-Dibromindigo enthält. Die Schnecken leben am Meeresboden und ernähren sich räuberisch von anderen Muscheln oder Schnecken und von Aas. Die drei im Mittelmeer am häufigsten vorkommenden Purpurschnecken (Brandhorn, Purpurschnecke und Rotmund-Maulbeere) ergeben unterschiedliche Rottöne. So lassen sich Färbungen vom hellen Rot bis zum tiefsten Violett herstellen.
Der Küpenfarbstoff zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Leuchtkraft und Lichtechtheit aus. Im chemischen Aufbau ähnelt der Purpurfarbstoff dem blauen Indigo, es sind lediglich zwei Wasserstoffatome der Benzolkerne durch zwei Bromatome ersetzt
Geschichtliches
Erste Überlieferungen berichten von der Entdeckung des Farbstoffes bei den Phöniziern. Von dem Griechen Konstantion Paleokappa ist eine Legende überliefert, wonach ein Hund am Strand eine Purpurschnecke gefressen habe und dessen Schnauze sich dabei rot verfärbte. Der Hirte glaubte, der Hund habe sich verletzt und wischte dessen Schnauze mit einem Tuch ab. Dabei merkte er, dass die rote Farbe von der Färbekraft der Schnecke stammte. Die Phönizier fingen die Schnecken und wurden durch die vielen Farbabstufungen der leuchtenden Purpurfärbungen berühmt. Daher erklärt sich der griechische Name für Phönizien, er bedeutet "Purpurland". Die heute bekannte älteste Purpurfärberei befindet sich in Ugarit (Syrien). Noch heute kann man am Strand des Südhafens von Sidon im Libanon meterhohe Schalenreste finden.
Bei den Römern war der teure Purpurfarbstoff den Senatoren und Kaisern vorbehalten. Nur der Cäsar durfte ein mit Purpur gefärbtes Gewand tragen, die Senatoren mussten sich mit einem purpurnen Streifen an ihrer Toga begnügen. Da sich in der Drüse der Schnecke nur ein winziger Tropfen der gelben Flüssigkeit befindet, aus der später der Farbstoff gewonnen wird, sind zur Herstellung von einem Gramm des reinen Farbstoffes etwa 8000 Schnecken notwendig! Dies erklärt den außergewöhnlich hohen Preis und die Exklusivität des Farbstoffes. In Rom stand die Purpurfärberei unter staatlicher Aufsicht, die Kaiser waren an den Gewinnen selbst beteiligt.
Purpurrot als leuchtendes Rot war in Rom und auch später bei den deutschen Kaisern ein Symbol der Macht. Purpur ist heute noch der teuerste Farbstoff, bei Kremer-Pigmente kostet ein Gramm des Farbstoffes 2000 Euro, das ist ein stolzer Preis von 2 Millionen Euro für das Kilogramm des reinen, natürlichen Farbstoffes! Mit dem Ende des römischen Reiches gelangte der Farbstoff zwar noch nach Konstantinopel, geriet aber dann allmählich in Vergessenheit.
Im Jahre 1468 wurde von Papst Paul II. das Purpurrot für Kardinäle offiziell eingeführt. Die purpurroten Trachten der Kardinäle und die Mäntel der deutschen Kaiser waren aber meistens nicht mehr mit Purpur aus den Schnecken gefärbt, sondern benutzten einen aus Kermesläusen gewonnen Farbstoff (siehe Cochenille). Schon in der Antike hatte man versucht, den aufwendig herzustellenden Purpur durch billigere Farbstoffe wie Krapp zu ersetzen.
Herstellung
Die Purpurschnecken wurden zerstampft (oder die Drüsen herausgeschnitten) und mehrere Tage in Salz gelegt. Danach kochte man die Masse mit Urin solange ein, bis nur noch der sechzehnte Teil übrig blieb. Während des Kochens wurden alle Fleischteile, die an die Oberfläche trieben, entfernt. Die Stoffe konnten dann in die Küpe eingetaucht und gefärbt werden. Erst am Licht entwickelte sich der Küpenfarbstoff in einer Enzymreaktion auf dem Gewebe von gelb nach rot. Dabei entstand ein äußerst unangenehmer Geruch.
Verwendung
Heute besitzt der Farbstoff praktisch keine Verwendung mehr. In seltenen Fällen wird er eingesetzt, wenn alte, mit Purpur gefärbte Stoffe restauriert werden sollen.