Damit wir unsere Webseiten für Sie optimieren und personalisieren können würden wir gerne Cookies verwenden. Zudem werden Cookies gebraucht, um Zugriffe auf unsere Webseiten zu analysieren und Informationen zur Verbesserung zu sammeln. Wir nutzen Google Analytics um den Besucherstrom zu messen. Sind Sie widerruflich mit der Nutzung von Cookies auf unseren Webseiten einverstanden?(mehr dazu)
Cookie-Entscheidung widerrufen

Dieses Stichwortlexikon soll lediglich zum besseren Verständnis der hier und allgemeinen Begriffen dienen.
Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Es befinden sich insgesamt 6485 Begriffe in der Datenbank.

Sie Suchen einen bestimmten Begriff? Nutzen Sie unsere Suche



Preußisch Blau (Berliner Blau, Pariser Blau)



Eigenschaften

Preußisch Blau ist ein dunkelbaues, ungiftiges und künstlich hergestelltes Pigment, welches entsteht, wenn man eine Lösung von Eisen(III)-Salz mit gelbem Blutlaugensalz zusammengibt (siehe unten). Seine chemische Formel wird mit Fe4[Fe(CN)6]3 x H2O oder KFe[Fe(CN)6]3 x H2O angegeben. Von verdünnten Säuren wird es nicht angegriffen, dagegen zersetzt es sich mit konzentrierten Säuren unter Grünfärbung und reagiert mit Laugen zu braunem Eisenhydroxid. Mit alkalisch wirkenden Bindemitteln, z.B. mit Kalk (und Casein) kann es nicht angerührt werden. Daher eignet es sich auch nicht für die Freskotechnik. In Oxalsäure löst es sich und bildet eine blaue Tinte. Preußisch Blau kann je nach Reaktionsbedingungen (pH-Wert, Temperatur, Körnung) grünliche oder rötliche Farbtönungen besitzen, "Miloriblau" besitzt eher rötliche Tönungen, "Chinablau" eher grünliche. Das lichtbeständige Pigment behält seine Farbe, sofern es nicht mit bestimmten Stoffen vermischt wird. Wird es mit Kopalharz oder Leinöl als Bindemittel angerührt oder mit dem Pigment Bleiweiß vermischt, verfärbt es sich allmählich grünlich.


Geschichte

Der Name "Preußisch Blau" geht auf die Farbe der preußischen Uniformen zurück. Die Entdeckung zur Herstellung des Pigments wird dem Berliner Farbenmacher Diesbach zugeschrieben und ist einem Zufall zu verdanken. Diesbach pflegte einen roten Farbstoff aus Cochenille-Läusen herzustellen, die er zuerst in Alaun und Eisensulfat kochte. Zur Ausfällung des Farbstoffes gab er Pottasche als alkalisches Medium hinzu. Eines Tages ging ihm die Pottasche aus. Von dem Chemikerkollegen J.C. Dippel borgte er sich eine Lauge, die jener aus "Dippels Tieröl" gewonnen hatte und die er nicht mehr benötigte (Dippel führte eine trockene Destillation von Knochen und tierischen Abfallprodukten durch und stellte Knochenteer her. Bei der Destillation des Knochenteers erhielt er ein sehr übelriechendes Tieröl, das viele alkalisch reagierende und stickstoffhaltige Verbindungen enthielt). Diesbach nahm die Lauge und stellte zu Hause überraschend fest, dass bei der Zugabe der Lauge eine Blaufärbung erschien. Diesbach tat sich mit seinem Schüler zusammen und begann das Pigment in einer Fabrik in Paris zu produzieren.

Allerdings konnte er das Rezept nicht lange geheimhalten, schon 1724 war die Präparation in England bekannt. Nach einem alten englischen Rezept wurden gleiche Teile Kaliumnitrat (Salpeter) und Kaliumtartrat in einem rotglühenden Schmelztiegel erhitzt, dann getrocknetes Tierblut hinzugegeben und schließlich bis zur Weißglut weiter erhitzt. Die so erhaltene Masse wurde mit Wasser gewaschen, das Waschwasser mit einer Lösung aus Alaun und Eisensulfat versetzt. Zur Entstehung des Preußisch Blaus behandelte man die anfangs grünliche Ausfällung mit Salzsäure. In der Folgezeit griffen immer mehr Maler auf das beliebte, dunkelblaue Pigment zurück. Es wurde auch in Amerika produziert. In Japan erschien es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo es den natürlichen Indigo allmählich als Pigment verdrängte. Zahlreiche Mischungen mit anderen Pigmenten kamen auf den Markt, so z.B. Preußisch Grün, eine Mischung aus Preußisch Blau und Gummigutt. Beliebt war es auch zur Färbung von Tapeten. Preußisch Blau eignete sich als Farbstoff zur Färbung von Seide. Die Stoffe wurden mit gelbem Blutlaugensalz imprägniert und dann in Eisen(III)-chlorid getaucht, wobei sich der blaue Farbstoff auf die Faser aufzog.

Bis etwa 1970 war Preußisch Blau eines der am meisten verwendetsten Blaupigmente. Danach nahm Phthalocyaninblau, ein metallhaltiges, organisches Pigment auf Phthalocyaninbasis, seinen Platz ein.

a) Direkte Methode

Eisen(III)-chlorid (oder Eisen(III)-nitrat) und Kaliumhexacyanoferrat(II) wird in wässriger Lösung vermischt, wobei Berliner Blau ausfällt. Das entstehende Pigment ist so fein zerteilt (kolloidal), dass es selbst die Poren von Filterpapier durchdringt:
Fe3+ aq. + 3K4Fe(CN)6 -------> Preußisch Blau

b) Indirekte Methode

Durch die Reaktion von Kaliumhexacyanoferrat(II) mit Eisensulfat erhält man eine weißes, unlösliches Pigment ("Berliner Weiß", Fe2Fe(CN)6), das leicht zu Preußisch Blau oxidierbar ist. Als Oxidationsmittel eignen sich auch Chlor oder Chromsäure:

1. Schritt: 2FeSO4 + K4Fe(CN)6 -------> Fe2Fe(CN)6 + 2K2SO4
2. Schritt: Fe2Fe(CN)6 ----Cl2/H3CrO3----> Preußisch Blau

Verwendung

Neben seiner Verwendung als Pigment für Kunstmaler wird Preußisch Blau immer noch zur Herstellung von Anstrichfarben, zum Papierdruck, bei Tapeten, für Farbbänder und Kohlepapiere verwendet.



Zurück zur Begriffs-Auswahl